Michael Klasmeier berichtet vom Finale seiner "Erdumrundung"

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Und dann kam die letzte Etappe meiner Erdumrundung am Sonntag, dem 22.06.2025 ...

Da ich am Freitag in Hallenberg noch 15 extra Kilometer gelaufen bin, konnte ich die Strecke von 66 auf 51 km verkürzen. Das sparte mir etwa zwei Stunden Laufzeit und war im Nachhinein eine kluge Entscheidung.

Der Start war um 8:45 Uhr, kurz vor Rüthen. Zuerst ging es einige Male rauf und runter, danach verlief die Strecke lange leicht bergab. Beim Start waren es schon 18 Grad, die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel – perfektes Sommerwetter, nur nicht ideal zum Ultralaufen.

Mein erster Stopp war nach 12 km an der Tankstelle in Oestereiden. Mein 1 Liter Wasser war bereits aufgebraucht, also konnte ich alles wieder auffüllen – inklusive einer Mezzo Mix für die Seitentasche meiner Laufhose. Weiter ging es bei mittlerweile über 30 Grad über Eikeloh und Bökenförde nach Lippstadt. Auf dem Marktplatz in Lippstadt machte ich meine erste größere Pause im Café Extrablatt. Ich bestellte mir ein Weizenbier und reichlich Wasser mit Eis für meine Flaschen. Zusätzlich bestellte ich noch Eiswürfel für meine Kappe und meinen Buff.

Ab Lippstadt hatte ich meiner Gabi den Standort per Glympse-App mitgeteilt, damit sie wusste, wo ich bin. Sie machte sich Sorgen um mich wegen der großen Hitze. Weiter ging es auf gerader Strecke nach Bad Waldliesborn. Ich kam gut voran, wenn auch langsam. Dauerndes Laufen ohne Gehpausen war nicht mehr möglich, da ich sonst überhitzt wäre. Als ich die B55 überquerte, waren es noch weniger als 20 km bis zum Ziel und am Hof Cramer wartete mein Freund Uli Vollmer auf mich. Er war mit dem Auto gekommen und hatte kühle Getränke, Riegel und Handtücher dabei. Es war eine Wohltat, einfach Wasser über den Kopf laufen zu lassen und den salzigen Schweiß abzutrocknen.

Nach 15 Minuten verabschiedeten wir uns, und ich trottete weiter. Die Walkingpassagen wurden länger, doch ich war gut gelaunt und zuversichtlich für die letzten 18 km. Die Strecke an Benteler und Langenberg vorbei zog sich, und die Hitze mit 35 Grad wurde zur echten Belastung – wahrscheinlich einer meiner heißesten Läufe.

Nachdem ich das Hohenfelde bei Langenberg überquert hatte, kamen meine Schwester Mechthild und Schwager Heinz mit dem Auto auf Höhe von Kfz Reckhaus zu mir. Auch sie hatten kühle Getränke und kalte Tücher dabei. Ich trank erstmal ein halbes Glas alkoholfreies Weizenbier. Kurz danach wurde mir im Stehen schummrig und ich musste mich auf den Acker legen. Mein Schwager Heinz hielt dabei meine Beine hoch. Natürlich waren sie sehr besorgt, aber ich wusste, dass das Vorübergehen würde – und so war es auch. Nach 2-3 Minuten stand ich wieder auf, sortierte mich und ging weiter bis zur nächsten Schattenstelle. Dann verabschiedete ich mich von Mechthild und Heinz und begann langsam wieder zu laufen. Mir war klar, dass sie mich erstmal weiterhin von hinten mit Abstand beobachten würden.

Der Tag war einfach zu heiß, doch eine Verschiebung der letzten Etappe war keine Option. Ich trank viel, aber den Flüssigkeitsverlust konnte man nicht vollständig ausgleichen. Man kann nur versuchen, nicht zu dehydrieren, und das Tempo entsprechend anpassen.

Ich lief weiter durch Selhorst, und auf Höhe der Brauerei Hohenfelde hatte ich die Marke von 40.000 Kilometern erreicht. Ich hielt kurz an, machte ein Foto und schrieb meinen Whatsapp-Status. Plötzlich kam mein Sohn Felix zusammen mit Armin Lücke laufend auf mich zugelaufen – ganz unerwartet! Kurz darauf gesellten sich auch noch Iris Aussel und Susanne Schepers dazu. Ich war echt happy darüber, denn so hatte ich eine schöne Ablenkung und war „betreut“. Da Gabi den Glympse-Link weitergeleitet hatte, wussten die Vier genau, wann sie auf mich treffen

würden. Aufgrund meiner Schwächephase auf dem Acker hatten sie allerdings etwas länger auf mich warten müssen.

Weiter ging es, mal laufend, mal gehend, über Haus Aussel, an der ehemaligen Bonifatiusschule vorbei, weiter zur Straße am Eusternbach – nur noch 3 Kilometer bis zum Ziel. Plötzlich kam mein Neffe Andreas Klasmeier von hinten angelaufen, und wir waren zu sechst. Die Stimmung war super, und das Tempo war für die anderen kein Problem – höchstens die Hitze machte uns zu schaffen. Dann ging es kurz durch den Stadtholz, und auf der St. Vinzenz Straße kam uns mein ältester Sohn Stefan laufend entgegen. Auch Uli Vollmer war wieder dabei, diesmal aber mit dem Fahrrad. Er hatte mir eine Kappe mitgebracht, auf der stand „Michael 40.000 km geschafft“. Die durfte ich ab jetzt aufsetzen.

Gemeinsam machten wir noch einen kurzen Abstecher in den Park des St. Vinzenz-Krankenhauses, um meinen Freund Dieter Hansel zu begrüßen, der vor ein paar Tagen eine neue Hüfte bekommen hatte. Das war wahrscheinlich sein bisher längster Gang mit Gehhilfen – von der obersten Etage bis zum Ausgang des Parks. Er schenkte mir ein Bild, das seine Tochter Lea gezeichnet hatte, mit mir und einer Erdkugel auf dem Rücken.

Und dann kam er, der letzte Kilometer. Wie oft war ich dieses Stück schon gelaufen und hatte gedacht: „Irgendwann ist das der letzte Kilometer meiner Erdumrundung.“ Ich war schon ein bisschen gerührt und freute mich riesig, dass es gleich geschafft ist. Auf den letzten Metern zogen meine Söhne, wie sonst auch, noch einmal das Tempo an, und ich musste wirklich sprinten. Sie hätten mich aber bestimmt auch so gewinnen lassen. Schließlich war ich im Ziel und gab meiner Gabi einen dicken Kuss. In unserer Einfahrt warteten bereits Freunde und Familie auf mich, und ein Banner war extra über die Einfahrt gespannt – was für ein schöner Empfang! Das werde ich nie vergessen.

Nachdem ich mich kurz gesetzt hatte, konnte ich alle einzeln begrüßen und umarmen – obwohl ich echt nass und verschwitzt war. Gabi hatte mit tatkräftiger Unterstützung ein wunderschönes Gartenfest vorbereitet. Ich war total erschöpft und sah auch ziemlich mitgenommen aus. Als draußen gegrillt und getrunken wurde, legte ich mich erstmal aufs Sofa mit Beinen hoch. Nach dem Duschen habe ich mich gewogen und musste feststellen, dass mir etwa 4 Liter Flüssigkeit fehlten. Das ist ein enormer Verlust und erklärt, warum ich mich so ausgemergelt aussah. Ich trank so viel wie möglich, und im Laufe der Zeit ging es mir deutlich besser – auch wenn ich noch etwas blass war. Essen konnte ich zunächst noch nichts, nur Chips und Erdbeeren – eine etwas seltsame Kombination, aber was soll’s.

Die Stimmung bei der Sommerparty war großartig – es war wirklich ein schönes Fest. Als gegen kurz vor 20 Uhr ein starker Wind aufkam und Regen ankündigte, haben die Gäste alles schnell in den Freisitz geräumt. Damit war die Feier leider etwas früher zu Ende als geplant. Die meisten Gäste fanden das aber okay und meinten ich solle mich mal lieber ausruhen. Gabi und ich haben anschließend noch ein bisschen aufgeräumt und ich bin früh ins Bett gegangen – erschöpft, aber glücklich, die Erdumrundung geschafft zu haben.

 

Jeder Mensch umrundet im Laufe seines Lebens die Erde etwa dreimal – der eine mehr, der andere weniger. Ich habe jetzt eine Umrundung mehr hinter mir. Bei der LG Burg gibt es bestimmt auch einige, die das schon geschafft haben oder noch schaffen werden.

Woher weiß ich, dass die 40.007 Kilometer auch wirklich stimmen? Alle meine 2.971 Läufe sind in Excel dokumentiert. Seit 2010 laufe ich mit einer GPS-Uhr. In den

Jahren davor bin ich immer auf ausgemessenen Strecken gelaufen (z.B. Emsauenrunde, Stadtholz…), habe meine Strecken vermessen oder bin die Strecken nachträglich abgefahren. In den 40.007 km sind außerdem 308 Wettkämpfe mit insgesamt 10.254 km enthalten.

Der Kalorienbedarf: Die gelaufenen 40.007 km entsprechen etwa 3 Millionen Kilokalorien. Das ist umgerechnet so viel wie 21.700 Flaschen Bier à 0,3 Liter, 1.600 Päckchen Butter oder 5.700 Tafeln Schokolade à 100 Gramm. Das klingt erst nach viel, aber verteilt sich auf 26 Jahre oder 9.326 Tage und dann ist es überschaubar.

Das Schöne an dieser 26-jährigen „Reise“ ist, dass jeder einzelne der 2971 Läufe zum Gelingen beigetragen hat – egal ob kurz, lang, bergig, flach, sonnig, windig, regnerisch, warm, kalt oder auf der Bahn.

Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich so weit gekommen bin.

Viele Grüße

Michael

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