Welcher Läufer kennt sie nicht, die unangenehmen Begegnungen mit des Menschen treuestem Begleiter?

Hier und da ein Kratzer in der Wade oder zumindest hektische Ausweichbewegungen vor fletschenden Zähnen, die angeblich nur spielen wollen. Wir Läufer und Läuferinnen haben so gesehen zum Hund manchmal ein eher angespanntes Verhältnis. Aber, wer kann andererseits dem sprichwörtlichen Hundeblick, dem kuschelig-warmen Fell, der freundlich entgegengestreckten Tatze oder einem niedlichen Stupser mit der feuchten Hundenase schon widerstehen? Da schmilzt man einfach dahin und in genau so einem schwachen Moment erwischte mich der Altländer Butterkuchenlauf mit seinem Dogging-Lauf. Neben weiteren (krummen) Laufformaten ohne Hund, führt der Dogginglauf über eine 6,8 km lange flache Runde direkt durch die dortigen Apfelplantagen. Das erschien machbar. Endlich bestand die Möglichkeit, so der optimistische Plan, aus dem von mir stets geduldig ertragenen Ziehen an der Leine eine Tugend zu machen und mich angesichts nur weniger Männer im Starterfeld von meinem geliebten Enkelhund höchstpersönlich aufs Siegertreppchen befördern zu lassen. Ob dieses Terrain tatsächlich die ultimative Gelegenheit für den weiteren Bindungsaufbau zwischen mir Ace werden konnte, war die Frage!

Ich machte mich also auf, in das an der Elbe gelegene Land des Apfels, genauer gesagt nach Jork, mit seinen malerischen, weiß getünchten Fachwerkhäusern. Interessanterweise ist dort eben nicht der rote Apfel, sondern der Butterkuchen aufgrund seiner besonderen Schmackhaftigkeit nicht nur zum Sinnbild für die Schönheit der Region Altes Land erhoben, sondern sogar zum Vereinsnamen des Veranstalters auserkoren worden. Eine echt zuckersüße Idee, wie ich später erfahren konnte.

Start und Ziel befinden sich direkt im Ortskern, neben einem strapaziertem Ascheplatz, der aber heute gern genutzte Rückzugsmöglichkeiten für Hund und Herrchen bietet. Das quierlige Veranstaltungsgelände mit Leckereien wie Bratwürstchen und Waffeln und natürlich die zahlreichen Artgenossen sorgten nämlich bei den meisten Vierbeinern für, sagen wir mal, ein sprunghaftes Verhalten. Spätestens nach der durchaus nervenaufreibenden Warmlaufphase wurde mir klar, dass aus dem Bindungsaufbau auch ein echter Beziehungstest werden könnte. Noch fehlte Ace die Routine, es war schließlich sein erster Volkslauf.

Im Sinne eines friedvollen Ablaufs starteten bei bestem Laufwetter alle Paare in gehörigem Abstand voneinander und ich ließ mich vorsichtshalber direkt hinter der Startlinie auf den letzten Platz zurückfallen. Als sich dann nach ein paar Hundert Metern das Teilnehmerfeld auseinanderzog, fand Ace als gut trainierter Weimaraner Mischling offensichtlich endlich gefallen am Laufsport und folgte mir zwar artig, aber auf die geplante tatkräftige Unterstützung musste ich vorerst noch verzichten. So kämpften wir uns aber trotzdem im Feld wieder sehr erfolgreich nach vorne. Selbstredend nutzte er genau dann die Gelegenheit, ausführlich dem eigentlichen Zweck des „Gassi-Gehens“ nachzukommen. In dieser Situation wirklich eine große

Bewährungsprobe für unsere Beziehung.

Dafür lief Ace auf den nachfolgenden Kilometern meiner weiteren "Aufholjagd" sehr entspannt vorneweg. Selbst auf den schmalen Wegen ließ er sich von Läufern mit breitem Kinderwagen, eifrig diskutierenden Walkern oder den anderen Hunden nicht auch nur ansatzweise irritieren. Sogar einen fulminanten Schlussspurt auf der Zielgeraden hat er mir abgefordert. Als ich ihm dann anschließend lobend auf sein tiefschwarzes Fell klopfte schaute er mich an, als wollte er sagen: Habe ich das nicht gut gemacht?

 

Ja, hatte er! Am Ende gab es neben der obligatorischen Butterkuchentüte von der Blütenkönigin bei der Siegerehrung einen dekorativ verpackten, leckeren Hundeknochen für Ace und für mich die ersehnte Urkunde. Da kann man doch nur in alle Richtungen sagen, der Altländer Butterkuchenlauf ist: echt wau!

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